unser Verein
Unter welchen Bedingungen und Umständen wurde
denn unser Chor ins Leben gerufen?
Es waren die gesellschaftlichen Einflüsse der Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Verdienst der reformierten Kirche war es, damals durch die Kirchenchöre bereits das Privileg der oberen Gesellschaftsschichten gebrochen zu haben, nur diese an der aktiven und erlebenden Weise Anteil an der musikalischen Betätigung zu haben. Die gesellschaftlichen Bestrebungen dieser Zeit waren außerdem darauf gerichtet, möglichst große Teile der Bevölkerung an der reichen Deutschen Kultur zu beteiligen. So entstanden damals viele Turnvereine, Musikvereine und Gesangsvereine.
Unser erstes Liederbuch und erste Auftritte
sollten schon bald folgen. Es ist nicht überliefert, wie viele Sänger sich damals zusammenschlossen. Aber dass sie wie wir heute angestrengte Probenarbeit leisteten, belegt die Tatsache, dass unser Chor bereits ein Jahr nach Gründung am 3. Großen Gesangesfeste des Vogtländischen Volksschullehrervereins in Plauen teil nahm. Zum 4. dieser Feste 1840 schuf der Veranstalter, bereits erwähnter Kantor Finke, für den Rodauer Chor einen Rundgesang, dessen Refrain alle teilnehmenden Chöre mitsangen. Der Text lautet wie folgt:
Auch Rodau erhebet mit mutiger Freude die Stimme und preiset die Festgeber heute. Hoch lebe ein jeder, der`s Singen noch lehrt und in dem Gesange das Lieben bewährt. Denn das Singen, ihr Brüder, das macht`s nicht allein, die Liebe bringt alles im schönsten Verein. Auch wir, ihr Brüder, wir können nicht schweigen und wollen die biedere Rechte euch reichen. Das Sprüchlein, dass ihr uns zum Gruße genannt, es gilt auch bei uns auf dem platten Land. Denn Gesang und Liebe im schönsten Verein, sie erhalten dem Leben den Jugendschein. Drum halten wir fest an dem Sängerbunde und schwören ihm Treue in heiliger Stunde und pflanzen des deutschen Sängers Wort zum Segen des Volkes mit Freuden fort. Denn Gesang und Liebe im schönsten Verein, sie erhalten dem Leben den Jugendschein.
Diese Inhalte prägten fortan unser Vereinsleben und sind heute für uns so aktuell, wie vor 175 Jahren. In wie weit unser „Liederkranz“, der zeitweilig auch den Namen „Liedertafel“ trug, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die vogtländische Chorbewegung mitprägte, ist leider nicht mehr genau nach vollziehbar, da wichtige Zeitdokumente beim Gasthofbrand 1897 vernichtet wurden.
Tiefen und Höhen
macht wohl jeder Verein in seiner historischen Geschichte durch. Um die vielen Jahre als Verein und Gemeinschaft zu bestehen, hatten die Rodauer Sänger aber auch immer die richtigen engagierten Männer in ihren Vereinsvorstand gewählt, die mit großem persönlichen Einsatz die organisatorische Leitung übernahmen und den Verein durch schöne und erfolgreiche Jahre führten, aber den Fortbestand auch in schwerer Zeit zu sichern verstanden. Die schwersten Jahre waren zweifellos die beiden Weltkriege, die mit gefallenen Sangesbrüdern auch große Lücken in die Reihen unseres Chores riss und von 1915 bis 1918, bzw. 1944 bis 1947 zu Sängerpausen zwangen. In ihrer Folge ließen die Wirren und die Not nur sehr schwer ein geregeltes Vereinsleben zu, denn es gab in den Familien und im Dorf andere, wichtigere Aufgaben. Doch das Singen trug dazu bei, um das Leben zu normalisieren und den Menschen mit ihrer Ungewissheit in den Köpfen moralisch zu helfen. Einer der schwärzesten Tage in der langen Vereinsgeschichte nahm uns mit dem Tod Jürgen und Reiner Wolf unseren 2. Vorstand und unseren Liedermeister. Auch wenn es schwer fiel, haben wir in Ihrem Sinne den Männerchor „Liederkranz“ weitergeführt. Unverhoffte Hilfe erhielten wir dabei von der Familie Büttner aus Plauen. Frau Marie Büttner gab sich als Ur- Ur- Enkelin unseres Vereinsgründers, des Kantors Grundmann, zu erkennen, die schon längere Zeit die Aktivitäten unseres Chores verfolgte. So bot sich ihr Ehemann, Herr Wolfgang Büttner, als Chorleiter an. Außerdem brachte er in den beiden Folgejahren unserem Sangesbruder Frank Koch das Rüstzeug zum Chorleiter bei. Die vielen schönen Erlebnisse in all den Jahren waren geprägt durch die feste Verbundenheit mit gleichgesinnten und befreundeten Chören. Einen besonderen Platz nehmen dabei die Sangesschwestern und -Brüder unseres Chorgemeinschaft ein. Diese entstand bereits in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts aus dem Bestreben der beteiligten Chöre heraus, möglichst eigenständig und unabhängig von der politischen Gängelei in der DDR, unser Liedgut auszuwählen und zu präsentieren. Als damalige Mitinitiatoren sind wir stolz, dass es in diesem Rahmen jährlich zwei Sängertreffen gibt, bei denen wir uns als Veranstalter abwechseln. Gegenwärtig gehören neben uns der Gemischte Chor Kobitzschwalde, der Männergesangverein „Harmonie“ Syrau und der Männergesangverein „Elsterklang“ Weischlitz zu diesem Kreis. Darüber hinaus pflegen wir brüderliche Beziehungen und Sangesfreundschaften zu vielen Chören im Vogtland, in Sachsen, Thüringen und Hessen. Mit dem Kirchenchor Rodau verbindet uns seit über 30 Jahren eine enge Verbindung durch das Singen und das Dorfleben, welche sich besonders jährlich zu gemeinsamen Auftritten in der Weihnachtszeit einem großen Publikum präsentiert. Einen hervorragenden Platz nimmt die überaus herzliche Sangesfreundschaft mit der „Sängerlust“ 1882 Hahn aus Hessen ein, welche seit 1983 nun auch schon 30jähriges Jubiläum begeht und die seit dem Mauerfall als persönliche Freundschaft bis in unsere Sängerfamilien hinein die Deutsche Einheit wirklich lebt. All diese Beziehungen sind stets mit ihren Begegnungen und Kontakten Motivation und Ansporn unserer Existenz als Verein.
unser Verein heute
besteht aus 22 aktiven Sängern und 15 passiven Mitgliedern. Als 1.Liedermeister führt uns seit 2012 Matthias Gantke, der bei manchen Anlässen von Frank Koch vertreten wird, um möglichst allen Verpflichtungen nachkommen zu können. In ca. 45 Singstunden und etwa 15 weiteren Anlässen kommen statistisch wir im Durchschnitt auf eine gemeinsame Zusammenkunft pro Woche! Das ist alles Freizeit, die wir gerne für unser Hobby aufbringen. All diese Aktivitäten wären aber nicht möglich ohne die Unterstützung durch unsere Sängerfrauen, die als unsere größten Fans, aber auch härtesten Kritiker mit ihrem persönlichen Einsatz unser Vereinsleben erst möglich machen. Die breite Unterstützung, welche unser Verein im Ort, in der Gemeinde, durch Betriebe, Institutionen und die Öffentlichkeit, gerade auch in Vorbereitung und Durchführung unseres Festes spürt, ist für uns Anerkennung und Würdigung unserer Tätigkeit, aber auch Ansporn für die Zukunft unseres Vereins. Dafür unser herzlichster Dank.