©2022 Männerchor „Liederkranz“ 1838 Rodau e.V.
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Männerchor „Liederkranz“ 1838 Rodau e.V.
30 Jahre Sängerfreundschaft
wie alles begann
Im Jahr 1982 beging der Gesangverein „Sängerlust“ Hahn sein 100-jähriges
Bestehen. Mit vielen Aktivitäten gestalteten die Hahner ihr großes Jubiläum.
Damals gab es mit Heinz Kirschner einen Sänger im Chor der Hessen, welcher die
Möglichkeit hatte als Bürger der BRD die Grenze in die DDR zu überwinden, um
seine Mutter, die in Thossen lebte, und auch seine Schwester in Rodau zu
besuchen. Dabei traf er natürlich auch auf seinen Schwager Jürgen Wolf. Dieser war
zu dieser Zeit der 1. Vorstand und dessen Bruder Reiner Wolf Liedermeister vom
Männerchor „Liederkranz“ in Rodau. So war es selbstverständlich, dass sich die drei
Sänger über das Geschehen in ihren jeweiligen Chören austauschten. Bei einem
dieser Familientreffen berichtete Heinz Kirschner von den Jubiläumsveranstaltungen
seines Hahner Vereins und regte an, engeren Kontakt zwischen beiden Vereinen zu
knüpfen.
Ich war damals 2. Vorstand im Rodauer Verein und kann mich noch gut an die
Vorstandssitzung erinnern, auf der wir diesen Vorschlag besprachen und gerne
umsetzen wollten. Aber wie??? Die Grenze schien ein unüberwindbares Hindernis
zu sein. Auch die Hahner nahmen sich dieses Vorhabens an und hatten eine erste
Idee wie man Kontakte aufnehmen und pflegen kann ohne offizielle Aktionen
durchzuführen und die Sicherheitsorgane der DDR in Aufregung zu versetzen. Von
nun an unternahm Heinz Kirschner seine Besuchsreisen auch als Brieträger und
ermöglichte so den schriftlichen Kontakt zwischen beiden Chören. Bei jedem
Besuch in Rodau stattete Heinz nun auch den Bunzels einen kurzen Besuch ab um
mir, der ich inzwischen 1. Vorstand in Rodau war, die schriftlichen Grüße der Hahner
„Sängerlust“ zu überbringen und unsere Antwort an den 1. Vorsitzenden Werner
Neeb mit nach Hessen zu nehmen.
Als wir in Rodau unser 150. Jubiläum für 1988 vorbereiteten, hatten wir Probleme. In
der DDR war kein Gold für die geplanten Goldränder unserer Jubiläumsgläser
aufzutreiben. Die Hahner Freunde übernahmen die Beschaffung und Heinz
Kirschner konnte 1987 zwei kleine Goldbarren bei mir abgeben. Zu unserem großen
Fest vom 26. Bis 29. August 1988 durften wir unsere Sangesfreunde aus dem
Westen nicht offiziel einladen. Die Hahner hatten aber von sich aus geplant eine
Vereinsreise über den Transitweg nach Westberlin durchzuführen und liebäugelten
damit, dass ein kurzer Abstecher zum Rodauer Fest möglich wäre. Die Staatsorgane
der DDR bekamen davon Wind und einer ihrer Vertreter besuchte mich im Frühjahr
um mich höflich darauf hinzuweisen, die Verbindung nach dem Westen
abzubrechen. Die Hahner Freunde nahmen dann auch Abstand von ihrem Vorhaben
und so konnte ich auf unserem Fest die Grußpost von Werner Neeb auch nur als
eine von vielen befreundeten Chören verlesen. Abgebrochen wurde der Kontakt
natürlich nicht und Heinz war ein sehr gerne gesehener Gast und gefragter
Gesprächspartner auf unserer 150 Jahrfeier.
So werden Heinz Kirschner, Jürgen und Reiner Wolf, die leider nicht mehr bei uns
sind, immer als die drei Urheber der Sängerfreundschaft Hahn/Rodau in unserer
Erinnerung bleiben.
Wolfgang Bunzel