Geschichte
Die Geschichte des Männerchores in Rodau
Man schrieb das Jahr 1838 als der damalige Kantor Carl Gottlieb Grundmann sangesfreudige Männer um sich vereinte, um den gemeinsamen Chorgesang zu pflegen. Bis zu seinem Tode am 9.12.1850 stand er dem Chor vor. Er war der Bruder des in Kloschwitz wirkenden Pfarrers Karl Friedrich Grundmann (1793-1850), welcher dort ein Knabenbildungsinstitut ins Leben gerufen hatte, das weit bis in das 19. Jahrhundert bestand. Als Gründungsdatum des Chores gilt der 18. 10.1838. Dieses Datum findet man in einem der ersten, heute noch vorhandenen Liederbüchern, wieder. Sie wurden damals fein säuberlich auf Büttenpapier handschriftlich vervielfältigt. Diese kostbaren Dokumente aus alter Zeit erfuhren später eine weitere Bereicherung durch ein zweites handschriftlich angefertigtes Liederbuch. Aus den vorhandenen Schulprotokollen ist zu ersehen, daß die Singstunden in der Schule stattfanden. Besonders aufgeführt wird die vom 30.1.1839, wo der Sängerverein seine Singübungen abends 7 Uhr abhält. Wie schon früher zeichnete sich diese durch ein gesittetes Betragen aus. Doch war eine Spannung zwischen dem Webermeister Götz und seinem Gesellen aus Rodersdorf entstanden. Es wurde den Mitgliedern der Rat gegeben, auswärtige auszuschließen. Die gute Disziplin zeigt eine Aufzeichnung unter dem 18.1.1840. Hier heißt es: Singstunde für den Männerchor, Besuch, Aufmerksamkeit und Gesittung ist nur zu loben. Zu den ersten Sängern gehörten:
Tenoro I: Ch.G.H. Sommer 1842 / J.C.F. Papst
Tenoro II: C.G. Seifert / J.G. Ottiger / J.C. Schneider / J.M. Oehrlein
Basso I: J.G. Spranger / Ch.F. Bauer 1842
Basso II: J.G. Papst 1839
Das damalige Liedgut
Das damalige Liedgut umfaßte Erntelieder, Choräle, Kanons, einige Lieder von Mozart, aber auch Soldatenlieder, Volks- und Heimatlieder. Sie wurden durch Kantor Grundmann gesammelt und zum Teil für den Männerchor gesetzt. Das Lied Nr. 1 gibt einen Einblick in die Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit:
Füllet die Humpen, muthige Knappen, Sieger sind wir. Ruhm bekränzt prangend hoch unser Wappen heut im Turnier. Sternlein am Himmel, wenn sie verschwinden, soll uns die Sonne trinkend noch finden.
Die Entwicklung des vogtl. Gesangsvereinswesens
Eine herausragende Person in der Entwicklung des vogtländischen Gesangvereinswesens war der Plauener Stadtkantor Johann Friedrich Finke (1778-1868). 1826 gründete er bereits die jetzige „Sing-Academie Plauen“. Die gewichtige Popularisierung des Chorgesangs gelang ihm ab 1836 mit der Gründung des „Voigtländischen Volksschullehrer-Vereins“ , der jahrelang Bestandteil vogtländischer Gesangsfeste war, die ab 1837 alljährlich veranstaltet wurden. Anzunehmen ist, daß auch der Rodauer Kantor Grundmann durch diese Feste inspirierte wurde, in seinem Wirkungsbereich einen Chor aufzubauen. Der erste nachgewiesene öffentliche Auftritt des Chores war beim „3. Gesangsfest des Voigtländischen Volksschullehrer-Vereins“ am 14. August 1839 in Plauen. Aus dem Wortlaut der Anzeige geht die gute Planung und Organisation dieses Festes hervor. Kantor Finke selbst belebte anläßlich solcher Treffen regelmäßig die Chorliteratur durch eigene Rundgesänge, Bundeslieder, Sängersprüche, Sängergrüße usw. und regte die Vereine an, dies ebenfalls zu tun. So ist in den Rodauer Liederbüchern ein Rundgesang zum Gesangsfest von 1840 vorhanden, der direkt auf Rodau zugeschnitten wurde. Die Sängertreffen fanden jährlich bis 1849 statt, wobei die Austragungsorte nach 1840 neben Plauen auch Oelsnitz/Vogtl., Reichenbach, Auerbach, Pausa, Elsterberg und Adorf waren. Zu diesen Festen kamen ca. 400 Sänger, um sich zu repräsentieren. Aus den Teilnehmerlisten geht hervor, daß der Rodauer Chor an den Sängertreffen beteiligt war. Diese Treffen trugen wesentlich zur Verbreitung der Chormusik und der Aktivierung des Chorgesangs in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bei. Kantor Finke berichtete über das 5. Gesangsfest in Oelsnitz 1841: „Mit Vergnügen sah man die Theilnahme des Publikums an den Bestrebungen der Männer, die begeistert für diese edle Art von Geselligkeit, begeistert für Gott, Natur und Vaterland die Mühe und Arbeit, die Versäumnisse und Geldkosten nicht scheuten, um sich zu diesem schönen Feste einzufinden und sich und ihre Mitbrüder durch ihre Gesänge zu erfreuen.“ Wenig ist aus dieser Zeit, vor allem aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts überliefert wurden, da ein Brand des Gasthauses in Rodau im Jahre 1897 wertvolle Dokumente vernichtete. Es läßt sich jedoch heute feststellen, daß der Rodauer Männerchor die älteste, am kontinuierlichsten tätige Chorgemeinschaft des Landkreises Plauen ist.